Von Messern.. Es gibt auf der ganzen Welt keine Kultur, wo das Messer keine Rolle spielt und es von Männern und Frauen gleichermaßen verwendet wird. Früher und in manchen Regionen auch noch heute  wird das Messer selbstverständlich immer mitgeführt, ist es doch Werkzeug, Waffe und Schmuck zugleich. Auf der ganzen Welt gibt es “schöne” Messer die zu besonderen Anlässen getragen werden und mit dem sich Männer und manchmal auch Frauen schmücken. Auch in unserem Kulturkreis war und ist das so und unsere Kultur hat wunderschöne Messer hervorgebracht.

Im bajuwarischen zählte das Messer neben Kerzen und Kelchen (im 19.& 20. Jhd. oft aus Porzellan) zu den Ehrgaben (ehren = schenken), woraus der Name Ehrmesser (also Messer als Geschenk) entstanden ist. Die verbreitete Meinung ein Messer dürfe man nicht verschenken oder wenn, dann müsse der Beschenkte symbolisch (z.B. durch einen Pfennig oder Euro) das Messer abkaufen kommt nicht aus dem bajuwarischen sondern von den Langobarden und geht auf das Launegilt zurück. Das Launegilt war das Gegengeld was der Beschenkte gesetzlich dem Thingenden (Schenkenden) erlegen musste.Wir Bajuwaren können also ruhigen Gewissens Messer verschenken ohne Angst vor negativen Folgen haben zu müssen, ja ganz im Gegenteil, bei uns gehört es sich sogar.

...und Bestecken  In der Frühzeit aß man Fleisch - wenn nicht mit den Fingern - mit dem Messer oder einem Spießchen, dem so genannten Pfriem. Zunächst nur in Italien, kam die Gabel im 16. Jahrhundert zunehmend als Essbesteck in Mode. Im Mittelalter wurde sie lange Zeit von der katholischen Kirche abgelehnt, da sie als Symbol des Teufels angesehen wurde. Zudem galt sie allgemein als weibisch und geziert. Luther sagte 1518 Gott behüte mich vor Gäbelchen. Erasmus von Rotterdam präzisierte wenig später: Was gereicht wird, hat man mit drei Fingern  oder mit Brotstücken zu nehmen.

TGeschichtliches

In  Tischregeln vom Anfang des 17. Jahrhunderts hieß es: Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an  jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen.

Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde die Gabel  allgemein in gehobenen Kreisen bekannt.
Die Gabel wurde zum Partner des Messers und mit diesem paarig gestaltet.
Messer und Gabel transportierten die “waffenfähigen” Männer der adeligen Kreise zusammen mit dem Dolch oder Degen in so genannten “besteckten” Scheiden, wovon der Ausdruck Besteck herrührt. Menschen denen das tragen von Waffen nicht erlaubt war trugen ihr Besteck in eigenen Köchern am Gürtel hängend, die je nach Besitz und Stand mehr oder weniger prunkvoll ausgeführt waren. Die Griffe waren aus besonderen Materialien und kunstvoll verziert.Waren beim Adel Perlmutter, Koralle, Elfenbein oder Bernstein verbreitet, so verwendeten die weniger begüterten Kreise Horn, Geweih oder Knochen, immer jedoch schön verziert.

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Das kostbar gestaltete Gerät wurde zu wichtigen Anlässen, wie Taufe, Firmung oder Hochzeit, geschenkt verbunden mit dem Wunsch “möge es dem Beschenkten in seinem Leben so gut gehen, dass er Messer und Gabel braucht, sich Fleisch leisten kann und damit im Wohlstand lebt”

Zum Tischzeug gehörte neben einem spitzen Messer und einer zweizinkigen Gabel häufig ein Pfriem, der als Wetzstahl oder auch als Ahle ausgeführt war, versorgt in einer Scheide aus verziertem Leder. Männer trugen es in der Hosentasche (Messertaschl), Frauen am Gürtel.

Übrigens nicht nur im Alpenraum, sondern im ganzen Gebiet des heutigen Deutschlands, Österreichs und auch in unseren Nachbarländern. So waren die Holländer bekannt für Ihre prächtigen Reisebestecke. Anfang des 20. Jahrhundert gingen die Bestecke und die aufwendig gearbeiteten Messer mehr und mehr zurück und wurden in der Tracht von den heute weit verbreiteten Hornmessern verdrängt, die leider mehr und mehr zum Massenprodukt verkommen und in mancher angebotener Ausführung jeglicher Tradition entbehren.

 Tänzer und Sitzender im vordergrund  tragen mehrteilige Essbestecke im Messertaschl.

Bestecke wurden zum Statussymbol, da die 2 Zinkige Gabel nur für Fleisch benötigt wurde, und der Träger von einem Besteck zeigte, dass er sich Fleisch leisten kann.
Die bäuerliche Tischkultur folgte den tonangebenden Schichten nur sehr langsam, allmählich. Bis ins 20. Jahrhundert hinein lagen Messer und Gabel nicht auf dem Tisch bereit. Fleischspeisen wurden ohnehin selten aufgetragen, und wenn, dann kam das persönliche Speisebesteck zum Einsatz.
Aber auch wer auf Reise war wie die zahlreichen Fuhrleute führte Messer und Gabel selbstverständlich mit, da Reisende bis ins späte 19. Jahrhundert hinein nicht damit rechnen konnten, in einem Gasthaus ein Besteck zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und in manchen Regionen darüber hinaus gehörte ein Fuhrmannsbesteck wie es heute meißt genannt wird zu den normalen Bestandteilen der Tracht der jeweiligen Gegend.

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Festmahl

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